Support: Seven, Jaded Heart
Die tschechischen SEVEN eröffneten den Abend mit einer handwerklich sehr guten Hard- und Heavy Musik, die einen Bogen zwischen den 70ern und dem Heute spannt. Ihr Tribute an Deep Purple zollten SEVEN durch ihre Version von "Black Night". Eine nette Geste war das (kostenlose) Auslegen einiger Exemplare des tschechischen Rockmagazins "Spark" 04/2009 dem die im selben Jahr veröffentlichte 3-Track CD "Lost Hero" beilag. Diese allerdings eingespielt mit einem Sänger, der inzwischen schon nicht mehr bei SEVEN am Mikro steht. Eine ambitionierte Band, die echten Spass an der Musik hat. Eher spassig ging die 1991 gegründete Duisburger Band Jaded Heart zu Werke. Seit einigen Jahren ist es ein multinationales Projekt - Sänger Johann und Gitarrist Peter stammen aus Schweden. Dem Klischee entsprechend waren dann auf der immer noch engen Bühne (Andre Hilgers Drumkit ist schon wirklich gross und liess nicht mehr viel Platz übrig) neben gutem Deutsch-Metal auch viele Sprüche über gutes deutsches Bier und gegenseitige Verweise auf übermässigen Alkoholkonsum zu hören. Für mich klangen da eine Menge Ansätze guter traditioneller Heavy-Musik durch - an diesem Abend war aber irgendwie der Spass-Wurm drin. Was an eigentlicher Power in der Musik steckt kam nicht so recht rüber. Ein nicht seltenes Schicksal von Support-Bands, denn mit dem Auftritt von Rage waren Sound und Licht schlagartig um 100% besser (auch an den Fotos erkennbar). Ohne Frage standen aber mit Victor Smolsky an der Rage-Gitarre und Hilgers an den Rage-Drums zwei überragende Könner auf der Bühne, die Power auch in der entsprechenden Qualität rüberbringen können und dies von Anbeginn auch taten. Mr. Rage himself, Peavy Wagner, war auch richtig schön "wütig" drauf und schonte sich nicht. Rage begannen mit "The Edge of Darkness", einem Speed-Metal Gewitter, mit dem auch ihre aktuelle CD "Strings To A Web" startet. In der von den Fans freudig bejubelten Partie folgten in exakter Reihenfolge auch die nächsten 4 Songs des aktuellen Albums, was das orchestral untermalte 5-teilige "Empty Hollow" einschloss. Den Part des Orchesters, welches wegen der Bühnengrösse zu Hause bleiben musste, übernahm Hilgers mittels Knopfdruck auf eine Konservendose - es kam aber wirklich gut rüber, eine spannungsgeladene Klassik-Rage Komposition. Die danach geplanten "Straight to Hell" und "Saviour of the Dead" mussten wegen Problemen mit der Gitarrentechnik ausfallen und wurden improvisatorisch kurzerhand durch "Higher than the Sky" und "Soundchaser" ersetzt - keinesfalls ein schlechter Tausch! Hervorragend, dass dann mit "Medicine" ein Song von meinem persönlichen Rage-Lieblingsalbum "Trapped" (1992) folgte - kein bisher oft gespielter Song. Mit "Purified" blieb man dann wieder beim aktuellen Album um im Weiteren mit "War of Worlds", "Set this World on Fire" und dem abschliessenden "Down" in diesem Jahrtausend der Bandgeschichte zu bleiben. Wow - ein mitressender Abend, an dem alle 3 Rage Musiker hervorragend drauf waren und das Publikum richtig gut mitging - letzteres war auch ausgehungert. Die Band wusste es selbst nicht so genau (und die Fans hatten es auch nicht mehr in Erinnerung), wann Rage das letzte Mal in Berlin waren - vor 7 Jahren? Die Band ist jetzt im 26. Jahr ihres Bestehens und hat nach zahllosen Besetzungswechseln (mit vielen guten Musikern!) nun zu einer Besetzung gefunden, die wahrscheinlich nicht mehr zu toppen ist. Hoffen wir, dass Peavys unermüdliche und erfolgreiche Anstrengungen diese Band bald wieder nach Berlin führt. Bis dahin sei der Genuss des aktuellen Albums "Strings to A Web" (Nuclear Blast) empfohlen, dem in der limitierten Erstausgabe auch eine DVd mit dem 25-Jahre-Jubiläumskonzert in Wacken 2009 beiliegt - ein schönes Package für das immer knappe Budget von Musikfans!
HR
Fotos Rage - 09.03.2010 Berlin, K 17 auf fotoinrock.com
Fotos Jaded Heart - 09.03.2010 Berlin, K17 auf fotoinrock.com
Fotos Seven - 09.03.2010 Berlin, K17 auf fotoinrock.com